Haben Sie schon einmal von einem Flügel mit einer Doppeltastatur gehört? Würden Sie gerne wissen, zu welchem Zweck ein solches Instrument geschaffen wurde? Lassen Sie uns alles erklären!
Das System wurde von Emanuel Moor in den 1920er und 1930er Jahren erfunden. Bei dieser Art von Instrument sind Teile einer Oktave auf zwei Tastaturen verteilt. Theoretisch erleichtert die Anordnung der Tasten das Spielen von Werken von Komponisten wie Rachmaninow, Chopin oder Bach.
Emmanuel Moor – Komponist und Erfinder
Wer war Emanuel Moor? Er wurde am 19. Februar 1863 in Kecskemét, Ungarn, geboren. Er war ein ungarischer Komponist, Pianist und Erfinder von Musikinstrumenten. Seine bekannteste Erfindung ist das Emanuel Moor Pianoforte, das aus zwei übereinander liegenden Klaviaturen besteht.
Moor studierte in Prag, Wien und Budapest. Zwischen 1885 und 1897 gab er Konzerte in Europa und den Vereinigten Staaten. Neben seinen fünf Opern und acht Sinfonien schrieb er auch Konzerte für Klavier, Violine, Cello, Bratsche und Harfe. Er starb 1931 in Chardonne in der Schweiz. Seine Frau, die Pianistin Winifred Christie-Moor, war noch lange nach seinem Tod eine unermüdliche Förderin des Emanuel Moor Pianoforte in Europa und Nordamerika.
Wie sieht ein solcher Flügel aus? Er hat 164 Tasten, vier Pedale…
Ach ja… und zwei Tastaturen.
Die doppelte Klaviertastatur lässt ihn lauter klingen. Anders als die Orgel hat es nur einen Satz Hämmer und Saiten. Auf der kürzeren, höher gelegenen Tastatur werden die Töne eine Oktave höher gespielt. Durch die Anordnung der Tasten übereinander ist es möglich, den Tonumfang erheblich über den einer herkömmlichen Tastatur hinaus zu erweitern. So kann man den Tonumfang von zwei Oktaven abdecken, indem man z. B. das C auf der unteren Tastatur mit dem Daumen und das C auf der oberen Tastatur mit dem fünften Finger spielt.
Mehrere führende Klavierhersteller haben sich dazu verleiten lassen, zumindest eine Kopie eines solchen Instruments herzustellen. Die Idee von Moor inspirierte unter anderem Steinway, Bosendorfer, Pleyel, Bechstein und Chickering. Allerdings wurden weltweit nur 60 Klaviere mit Moors Doppeltastatur hergestellt. Die Mechanikdiagramme gingen wahrscheinlich schon während der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs verloren, zumindest bei Steinway.
Zunächst lehnten alle Klavierhersteller in den Vereinigten Staaten und Europa den Entwurf einer Doppeltastatur mit der Begründung ab, dass dies unmöglich sei. Moor baute den Prototyp in Eigenregie, nur mit Hilfe eines Schreiners.
Das Problem ist jedoch, dass jeder Pianist sein gesamtes Repertoire neu lernen müsste. Die Idee, das Instrument in größerem Maßstab herzustellen, war praktisch von Anfang an zum Scheitern verurteilt und ist bis heute nur eine musikalische Kuriosität geblieben.